Viele Unternehmen produzieren verschiedene Produkte als Varianten eines Basis-Modells, z. B. bei der Produktion von Schrauben in verschiedenen Größen oder Getränkemischungen. Um bei solchen flexiblen Fertigungssystemen beim Produktwechsel die Produktionsparameter nicht jedes Mal neu eingeben zu müssen, werden diese aus einem Rezeptur-Datensatz geladen bzw. aktiviert. Rezepturen sparen daher nicht nur Zeit, sondern vermeiden auch Fehlbedienungen.
In der HMI-Visualisierung werden die Rezepturen (umgangsprachlich auch Rezept genannt) in einer Rezepturtabelle verwaltet, d. h. Rezeptur-Datensätze mit den gewünschten Parametern definiert. Von hier lädt der Bediener den gewünschten Rezeptur-Datensatz durch die Funktion "Aktivieren", dabei werden die Parameter vom HMI in die gewünschten SPS-Variablen (auch Laden-Datenpunkte genannt), geschrieben.
Zusätzlich wird in der Rezepturtabelle der gerade aktivierte Datensatz angezeigt. Auf Basis dieses aktivierten Datensatzes können dann die einzelnen Produktionsprozesse manuell oder auch automatisch gestartet werden – je nach Anlage bzw. Maschine.
Rezeptur-Parameter können gruppiert werden, so wird die Konfiguration noch komfortabler und Parameter können geordnet und übersichtlich dargestellt werden.
Durch die Verwendung von Berechtigungen lässt sich in einer Unified-E HMI-Visualisierung präzise steuern, ob ein Benutzer Rezeptur-Datensätze erstellen, bearbeiten oder aktivieren darf. Die Funktion "Anpassen" ermöglicht es zudem, innerhalb eines Rezeptur-Datensatzes festzulegen, welche Parameter ein Bediener modifizieren kann – ohne den ursprünglichen Datensatz zu überschreiben.
Folgende Benutzerrollen sind in Produktionsbetrieben häufig anzutreffen und könnten mit Unified-E wie folgt konfiguriert werden:
Rezepturen-Datensätze, oder auch kurz Rezepturen genannt, enthalten eine spezifische Kombination von Parametern (Einstellungen oder Konfigurationen), um ein bestimmtes Produkt herzustellen oder eine bestimmte Aufgabe auszuführen. Ein Rezepturtyp im Gegensatz definiert die Struktur der Rezeptur-Datensätze, also im Wesentlichen, welche Parameter in einem Rezeptur-Datensatz enthalten sein sollen.
Viele Produktionsmaschinen kennen nur einen Rezepturtyp. Dieser definiert, welche Parameter für den Produktionsprozess generell notwendig sind (und noch nicht die konkreten Werte). Denkbar ist aber auch, dass ein zusätzlicher Rezepturtyp mit Kalibrierdaten z. B. für Heizplatten definiert wird. Beim Wechseln der Heizplatten müssen dann anschliessend die entsprechenden Kalibrierdaten aus dem Rezeptur-Datensatz geladen werden.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Deshalb werde oft Anlagenbilder für die Visualisierung eines aktiven Prozesses verwendet. Bei vielen Rezeptur-Parametern und Prozess-Phasen kann ein Anlagenbild allerdings schnell unübersichtlich werden und der Prozess-Status und Prozess-Fortschritt ist nicht einfach erkennbar.
Unified-E bietet daher die Zusatz-Option, in der Rezepturtabelle den laufenden Prozess zu visualisieren. Ausgewählte Parameter können Sensor-Werte anzeigen. Weiterhin können Parameter-Gruppen, Schritte und einzelne Parameter abhängig von Datenpunktwerten farbig hervorgehoben werden.
Der Status des aktuellen Schrittes ist direkt in der Rezepturtabelle ersichtlich. Somit kann die HMI-Entwicklungszeit enorm reduziert werden und während der Produktion behalten Sie Ihren Prozess immer im Blick.
Bei versionierten Datensätzen wird bei jedem Speichern eines geänderten Datensatzes eine neue Version generiert. Dies ist nicht nur hilfreich für die Rückverfolgbarkeit der Produktion, sondern kann auch in der F&E-Phase bei der Produktentwicklung dienen. Der Ingenieur kann dann immer wieder auf alte Datensätze zurückgreifen und diese als neue Basis verwenden.
Parameter können so konfiguriert werden, dass sie in der Rezeptur-Tabelle nur dann sichtbar sind, wenn abhängige Parameter einen bestimmten Wert haben. Mitbewerber-Systeme lösen dies mit mehreren Rezepturtypen (Master), bei Unified-E können sie eine solche Variation mit nur einem Rezepturtyp hantieren und reduzieren so den Engineering-Aufwand.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Sichtbarkeit durch eine Datenpunkt-Bedingung (also abhängig von einer SPS-Variable) zu beeinflussen.
Hat ein Produktionsprozess (z. B. eine Schweiss-Anlage oder ein Form-Prozess) in einem Prozessdurchlauf mehrere ähnliche Schritte, dann können diese in Unified-E auch in der Rezeptur-Tabelle als Schritte behandelt werden. Gerade aktive Schritte können sogar während des Prozesslaufs hervorgehoben werden, so kann der Prozessfortschritt und Prozess-Status unkompliziert visuell verfolget werden.